OZ (WA): August 29, 2008 / 00:44
AUSTRALIEN-REISE
Mein Pferd frißt Kilometer und kommt trotzdem nicht voran
Mehr als dreitausend Kilometer hat es schon weggefressen vom rotgelben australischen Torf.
Einzig, wenn ich auf die Karte schaue, scheint es, als haben wir uns gar nicht großartig vom Fleck bewegt.
Dreitausend – das ist nicht viel im Leben eines Pferds, das bereits Dreihunderttausend hinter sich gelassen hat. Dreihunderttausend – das ist zwanzig Mal um den Kontinent herum. Allerdings kann es auch sein, dass Charlie in seinem früheren Leben ein Taxi war. Dann wäre er eben schätzungsweise tausendfünfhundert mal um Sydney oder tausendachthundert mal um Melbourne herum unterwegs.
Obwohl Charlie, mein coollikes* car, (mit 12 Jahren) ein altersschwacher Gaul ist, der mich mit seinen Zicken auf Trab hält, hat er sich auf den letzten achttausend Kilometern bewährt. Hoffentlich reicht seine gute Laune noch ohne schlimmere Späße für die letzten dreitausend nach Darwin. :-S
Danach ist mir alles egal.
Wir haben eine Menge gesehen in den vergangenen Tagen, und mir fehlt leider gerade die Zeit, ordentlich darüber zu schreiben. Wer in diesem hysterisch großen Land vorankommen möchte, ohne einfach nur Kilometer zu fressen, der klappt nach einem intensiven Fahrt-Aktivitäten-Mix abends völlig ermattet auf die Rückbank. Für kreative Leistungen über Foto- und Videoaufnahme hinaus fehlen die Reserven – gerade wenn die Lebensunterhaltsbeschaffung einen großen Teil der wenigen ruhigen Stunden am Abend konsumiert.
Dabei gäbe es wirklich so viel, was zu berichten wäre: Das Rudel Delfine am Monkey Mia Beach, das Korallen-Schnorcheln am Ningaloo Reef, die faszinierende Natur von Westaustralien, das wunderbare Wetter und die vielen kleinen Episoden, die dafür sorgen, dass mir am Tag nicht langweilig wird:
Sei es das Provinzkrankenhaus von Mullewa, auf dessen (öffentlichen) Parkplatz ich die Nacht verbrachte habe (völlig legal!), und das mir gegen Morgen die Polizei auf den Hals hetzte, oder der freundliche junge Mann, der mir heute abend auf einer einsamen Landstraße den übermütigen Charlie aus einem tiefen Straßengraben zog, da er es aus eigener Kraft nicht herausgeschafft hätte (ich sage ihm ja immer, er soll auf dem kieseligen Seitenstreifen nicht so scharf bremsen. Das hat er nun davon). Oder das bedauernswerte Schlangentier, das heute nur um Milimeter Charlies Reifen entkommen ist, nur um 10 Sekunden später von meinem offensichtlich schlafenden Hintermann entzwei gefahren zu werden (das ist kein schöner Anblick – auch nicht seitenverkehrt im Rückspiegel). Immerhin kann ich positiv vermelden, dass Charlies Bodycount nach so vielen Monaten immer noch bei Null liegt! (Es sei denn, man zählt Insekten dazu. Dann liegt er so bei Dreimillionen). Die dramatischste Begegnung mit einem Roadkill-Wannabe hatte ich gestern am Ningaloo Reef, als einem Känguruh in letzter Sekunde noch einfiel, einen Hechtsprung gegen Charlies Kofferraum wagen zu müssen. Bis auf ein hohles *Blonk* ist keinem von uns etwas passiert, und das Roo schüttelte nur verdutzt den Kopf, ehe es irritiert den Rückzug ins Gebüsch antratsprang. Kann von Glück sagen, dass ich eh gerade sehr langsam fuhr und es nicht unter die Räder kam.
Auch die nächsten sechs Tage werden für ein dichtes Programm sorgen. Bis dahin möchte ich nämlich in Darwin sein – ob’s gelingt? Schwierig, denn schon seit Perth hat sich die Natur als hinterlistig und viel zu interessant erwiesen. Grr. Verdammt Natur, immer wenn man denkt, man habe sie abgeschüttelt, springt sie hinter einem Stein hervor und ruft: Hierher!
Wie soll man denn so voran kommen?
* Häh? Guckst Du hier!
Die vielen Strecken, die jetzt nur am Rande erwähnt werden (und hoffentlich bald dann auch im Detail), wurden von Jobby, Spontiv und Bhuti gesponsort.