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Meine Kanäle: Comedy & Cartoons / Reise-Abenteuer / Vlog-Schrott
4. August 2008 / 00:24
OZ (WA): August 4, 2008 / 06:24

Es brodelt in der Hexenküche

Ich sitze seit zwei Wochen in Steves Haus.
Die Hexe kocht. Sie tut es wirklich. Für mich.

Steve hat alle Eigenschaften, die eine Haushalthexe so mit sich bringt. Er kann zaubern, stundenlang reden, ob live oder am Telefon. Er tanzt auf seinem Besen durch die endlosen Korridore und singt dabei einen operettenhaften Zauberschwur nach dem nächsten. Er hat einen großen Kräutergarten hinterm Haus, und manchmal setzen sich Magpies dort hinein und singen mit. Magpies sehen ja fast aus wie Raben. Die zählen, wenn man ein Auge zudrückt, zu den Hexenutensilien.
Steve hat auch einen Zauberhund namens Princess. Aber der wohnt nicht hier, sondern in Malaysia bei seinem Hexencousin. Aber der hat Princess verschenkt, und deshalb hat Steve ihn verflucht.

Steve hat Hexenschwestern in Perth, eine älter als die andere. Zwei davon habe ich neulich kennengelernt. Sie standen in der Hexenküche, eine Kippe nach der nächsten vernichtend, im Kreis stehend und merkwürdige Rituale aufsagend. Betrat ich die Küche, richteten sich alle Blicke auf mich. Vielleicht haben sie überlegt, was sie aus mir kochen können. Vielleicht wollen sie auch nur mein feines Haar, denn Hexen haben ja nur schwarze, drahtige Haare. Mein Haar dagegen ist fein und braun. Hexen lieben solches Haar, aber noch mehr mögen sie blondes.
Die Hexen aus Steves Umfeld sind mehr als 500 Jahre alt, haben sich aber erstaunlich jung gehalten. Manche reisen als Flugbegleiterhexen durch die Welt, sind extrem modebewusst und können mehr Sprachen als andere Menschen Kochrezepte. Eine der Hexen kleidet sich wie ein amerikanischer Teenager, ist jedoch anorexisch bis zum Umfallen.

Steve hat einen harten Arbeitstag, und der ist so gar nicht hexentypisch. Steve baut putzt nämlich Neubauhäuser, rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche. Irgendwoher muss ja Geld kommen, und der Hexendollar ist auch nicht mehr, was er mal war. Immerhin gibt’s in Steves Haus noch Richard. Der ist keine Hexe, sondern Staplerfahrer und ein bisschen seltsam. Das liegt an seinen Anfällen, weshalb er Medikamente nimmt. Aber er ist auch so seltsam und hat eigene Ideen von Hexenhäuschen. Wenn Steve mal nicht im Haus ist, dekoriert Richard um. Mal ersetzt er Steves Fernseher, mal seine Küche, mal das Betriebssystem seines Computers. Und wenn ihm langweilig ist, rasiert er seine Schamhaare und läßt sie aufgetürmt im Bad zurück. Richard ist oft haarig.

Steve und Richard mögen ihr Hexenhaus. Das war früher mal ein Aboriginalhaus, mit allem, was zu einem Aboriginalhaus gehört: Die Küche lila, der Flur war beige, die Wände hatten Löcher. Steve sagt, da gab’s oft Streit. Die Löcher hat Richard gestopft, gestrichen hat Steve. Den ganzen Flur in Weiß. Drei mal, bis alles sauber war. Steve hasst Beige. Aber die Küche blieb bunt.
Neulich kam Steve nach Hause, da hatte Richard den Flur wieder übermalt. Er hat einfach jede Farbe gemischt, die er finden konnte und am Ende war alles … tja, Beige.

Das Leben ist manchmal nicht einfach im Hexenhaus, aber Steve hat ein großes Herz. Hier darf jeder wohnen, auch Richard. Aber, Ihr wisst ja, wie Hexen sind: Hintenrum zischts.

Und jetzt ruft er. Ich muss zum Essen.

 
 


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