OZ (WA): July 8, 2008 / 20:04
AUSTRALIEN-REISE
Floating on Eyre
Geht noch einmal zurück durch Zeit und Raum und vergesst, was geschehen ist! Streift den Ärger ab, wie die schmutzigen Reste eines Schlammmaskenpeelings. Schließt die Augen und lauscht dem Rauschen, dem sausenden Wind und dem tiefen Grollen des Ozeans. Öffnet die Arme, lasst Euch fallen, denn …
I take your brain to another dimension.
I take your brain to another dimension.
Pay close attention.
Pay close attention.
Pay close attention. …
Zweihundert Kilometer später: Hinter der Windschutzscheibe hängen dramatische Wolken und in der halbdichten Fahrertür versteift sich ein scharfer Wind. Walhalla Whyalla hat sich hinter flache Hügel verdrückt. Rechts jagt Farmland an den Fenstern vorbei, links meandert eine Gaspipeline dem Horizont zu, und dahinter erstreckt sich, tiefblau und wogend, der Spencer Gulf.
Pay close attention.
Pay close attention. …
Es wird Zeit für eine neue Compilation. Die meisten MP3s habe ich schon zusammengestellt. Tom Milsom singt darauf, Gonzales spielt Piano und Queen regiert. Es wird bunt. Aber zunächst loopt The Prodigy über die gleiche Stelle. Vielleicht ist die CD verkratzt, aber das kann man bei dem Lied nicht so genau sagen.
Hauptsache, es ist laut.
Nur wenige Stopps liegen auf der Eyre Peninsula. Australien dünnt aus, je weiter wir uns in den Westen bewegen, und so langsam versiegt auch der Verkehr. Zwei Radfahrer strampeln von vorne rechts an uns vorbei, und kurz darauf passieren wir riesige Wassertanks, von oben bis unten voller Graffiti. Mitten im Nirgendwo.
Seit Tagen hatte ich darauf gewartet: Wieder auf Tour sein, die Landschaft an sich vorbeirauschen lassen. Der Weg ist endlich wieder das Ziel. Nach Charlies Havarie in Whyalla noch mehr als zuvor.
Und wenigstens einen Vorteil hatte der erzwungene Stopp: Die teure Reparatur hat dem Benzinverbauch gut getan. Der Tank ist noch immer randvoll, und auch die nächsten 800 Kilometer schwappt mein kleines Schiff federleicht über den schwarzen, schnurgeraden Asphalt.
Gegen Nachmittag landen wir in Tumby Bay, einem kleinen Dorf an der Küste. Die Temperaturen sind trotz der Sonne frisch und das Klima windig. Jammernde Möven flattern mühsam die Position haltend durch den ankommenden Sturm. Schon kurz darauf machen die letzten Strahlen kalten Schauern Platz und während die Vögel in nahes Gebüsch flüchten, wechselt die Szenerie von wolkig heiter in heilloses Mayhem. Charlie und sein Reiter sitzen auf Logenplätzen hoch über dem dunkelgrauen, stumpfen Meer. Wartend. Verzehrend. Ein Nilpferd nach dem nächsten.
Dreißig Minuten später klart der Himmel auf. Das Unwetter fällt hinter den Horizont, so schnell wie es gekommen war.
Da Übernachten am Strand nicht erwünscht ist, hält uns hier nichts: Auch wenn das Meer so blau ist und die Wolken größer als der ganze Himmel. Die Nullarbor ruft. Und die Straße unter uns schreit:
Pay close attention.
Pay close attention.
Pay close …
(Die Fotos zu diesem Artikel, die es zweifellos gibt, befinden sich derzeit noch in Lenovo-Geiselhaft. Die fehlenden Bilder waren der Grund, warum ich bisher auf die Veröffentlichung verzichtet habe. Aber da momentan kein Licht am Ende des Tunnels sichtbar wird, und da ich auch keine Lust habe, mein Blog Oz-Projekt auf immer und ewig verzögern zu lassen, erscheint dieser Beitrag nun eben ohne Bilder.)
Nachdem ihnen mit den Kilometern des Magdeblogs die Flucht aus Whyalla geglückt war, packt Manniac seinem Auto Charlie den Rob in den Tank und beide starten durch bis nach Port Lincoln.