OZ (Ost): March 18, 2008 / 19:49
Unverbindlichkeit zum Server wird hergestellt…
Geht es Euch auch so? Dass Eure E-Mails grundsätzlich nicht beantwortet werden? Oder seid Ihr selbst schon abgestumpft vom permanenten Spam-, Phishing- und Grußkarten-Strom, dass Euch die Lust fehlt, auf die wenigen handgemachten E-Mails zu reagieren?
Ich gebe freimütig zu: Ja, mir geht es manchmal so, und eigentlich möchte ich mir dann immer in den Arsch beißen, wenn ich zwei Wochen später feststelle, dass ich diesen nicht hochgekriegt habe, um wenigstens eine Zeile als Antwort zu formulieren.
Im Vergleich zur Schreibfaulheit mancher Freunde, Bekannten oder Verwandten komme ich jedoch fast als Mailbombe daher: Ich staune so oft über die Lethargie, mit der viele Menschen auf persönliche oder semi-persönliche E-Mails reagieren. Genauer gesagt: nicht reagieren.
Am schlimmsten ist es, wenn eine Mail an mehrere Personen geht und womöglich sogar mit einer Gruppenanrede beginnt: Die Ankündigung eines Blogeintrags zu einem konkreten die Empfänger interessierendem Thema, die Einladungen zu einem kleinen Umtrunk oder Abschiedsfeiern, die mit ziemlicher Sicherheit jeden einzelnen der Angeschriebenen auch interessieren wird. Zurück kommt fast immer nahezu nichts: Kein „Der Artikel ist spannend oder doof“, kein „Danke für die Einladung“, kein „Ich kann leider nicht, aber trotzdem schön von dir zu hören“! Es ist, als schrübe man in eine alpine Wortlandschaft mit Gipfeln aus schallisolierendem Schaumstoffgranit.
Genauso irritiert mich, wenn ich jemandem einen Link zu einem aktuellen Zeitungsartikel schicke, von dem ich fest ausgehe, dass er den anderen interessieren wird und darauf keine Antwort kommt. Auf Nachfrage höre ich dann Sätze wie „Ich wusste ja nicht, dass Du darauf eine Antwort willst“ oder „Ich hatte kein Zeit, mir das anzuschauen und dachte, es sei eh nicht so wichtig“.
So sehr mich diese Reaktionen auch frustrieren, es ist nicht so, dass ich dafür kein Verständnis hätte. Auch ich bekomme E-Mails von Freunden, deren Inhalt ich nicht unbedingt meinen Interessen zuordnen kann. Doch genau das ist der Grund, warum ich solche E-Mails nicht versende. Wer etwas von mir in seinem Postkasten vorfindet, muss damit rechnen, dass ich ihn als Adressaten bewusst ausgewählt habe.
Als mich kürzlich ein Freund nach langer Chat-Kontaktpause fragte, wie es mir denn gerade so erginge und ich glaubte, dass die beste Antwort darauf in meinem neuen Video zu finden sei, wies ich ihn, mit einer kurzen Erklärung was er dort finden wird, auf mein Blog hin. Als Antwort kam: Nichts. Nicht ein müder Satz.
Für mich ist das, als ob jemand in einem persönlichen Gespräch einfach wortlos aufsteht und geht.
Woran liegt es, dass Menschen Mails oder den persönlich versendeten Link nicht ernst nehmen? Ist das Banner-Blindness übertragen auf zwischenmenschliche Kommunikation? Oder schlicht ein Konzentrationsniveau, das mit meiner Art zu chatten/mailen überfordert ist? Oder doch nur aufrichtiges Desinteresse an meiner Person?
Zwei Tage später, auf Nachfrage, meldete der Freund sich dann noch einmal bei mir. Er wollte wissen, wie es mir denn so ginge? Ach ja, er habe mal auf mein Blog geschaut. Punkt.
Ich frage mich immer noch, ob ich darauf überhaupt antworten soll.
Disclaimer (damit sich jetzt nicht die falschen Leute auf den Schlipps getreten fühlen!): Glücklicherweise zähle ich auch viele liebe, herzliche und verbindliche Menschen zu meinem Freundeskreis, und deren E-Mail-Kultur ist schon fast vorbildlich. Genau genommen hätten die vermutlich eher umgekehrt einen Grund, sich über meine (gelegentlich nachlässige) Art zu Mailen zu beschweren. :-)
Diese Menschen sollten wissen, dass sie mit diesem Beitrag hier nicht gemeint sind.