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Meine Kanäle: Comedy & Cartoons / Reise-Abenteuer / Vlog-Schrott
21. Dezember 2007 / 14:28
Thailand: December 21, / 2007 20:28

THAILAND-REISE

Puket und Pipi

Patong Beach

Vor drei Jahren vom Tsunami überrollt, heute wieder von Touristen überschwemmt: Phuket, die größte Insel Thailands liegt ziemlich weit im Süden des langgestreckten Landes.
Für Otto Normalthai unverschämt teuer – für den Durchschnittsdeutschen eine Einladung zu Luxus und Schlemmerei, und zwar für unverschämt wenig Geld.
Eigentlich möchte man dabei doch etwas Kulturkritik anbringen, denn wo sonst in Thailand hat man Gelegenheit, so wenig von der hiesigen Kultur kennenzulernen, wie hier? Und trotzdem:
Wenn man schon, wie die meisten Touristen nur für kurze Zeit hier verweilt, sollte man es nicht so anstellen wie ich und den Besuch auf der falschen Seite beginnen: Patong Beach ist die Reisezeit nicht wert, es sei denn, man mag industrielle Liegestrände, ungezügelte Brechorgien, internationale Boxkämpfe (wobei international hier bedeutet, dass ein Thaijunge mit einer deutschen Flagge auf der Boxershort kämpft) UND (das UND ist wichtig an dieser Stelle) extrem aufdringliche und kaum verjagbare Halsabschneider und Taxifahrer an jeder Straßenecke.

Thai Boxing

Zugegeben, wenn man an der Haltestelle in Patong aus dem Bus aussteigt und den Blick über die silber-blaue Bucht schweifen lässt, die von armförmigen Landzungen eingerahmt wird, ahnt man die erhabene Pracht die dieser Strand ausgestrahlt haben muss, als er noch kein Touristenmagnet war. Auch der Tsunami, der hier mit voller Breitseite eingeschlagen ist, vermochte den Touristenstrom bis auf eine kurze Unterbrechung kaum umzukehren – ganz im Gegenteil sogar. Stünden nicht an jeder zweiten Straßenkreuzung Hinweisschilder, welche die Richtung für Evakuierungrouten anzeigten, man könnte gar nicht auf die Idee kommen, dass dies eines der am schwersten getroffenen Gebiete überhaupt war.
Weitergereiste, als ich es bin, behaupten, es gebe auf Phuket andere Strände, die schöner seien als Patong und sogar weniger überlaufen. Ein Blick auf die Karte verrät, dass sie recht haben könnten, und doch fehlt mir die Zeit es selbst herauszufinden.

Boote in Phi Phi

Nachdem Mic am Mittwoch abend im Hostel wieder dazugestoßen ist, ging es am Donnerstag weiter auf eine der Perlen der Andamanensee: Ko Phi Phi liegt etwas östlich vor der Nordspitze Phukets und ist mit dem Boot bequem in zwei Stunden zu erreichen. Von der berühmten Insel mit dem lustigen Namen (Ph spricht sich im Thailändischen wie P) hatte ich so viel gehört, dass mir zugegeben ein bisschen die Lust fehlte, sie tatsächlich zu besuchen. Heute weiß ich, was ich dabei verpasst hätte: Vergesst die abschreckenden Fotografien von Touristenbungalows, vergesst überfüllte Liegestrände. Keine Frage, Phi Phi ist touristisch – aber das auf eine sehr drollige und gemütliche (aber auch auf sehr un-thailändische) Art und Weise.

Andererseits sollte man vorsichtig sein, zu viel Werbung für die kleine Inselgruppe, die aus der Hauptinsel Phi Phi Don und der kleineren Schwester Phi Phi Leh („The Beach“) besteht, zu machen. Die vielen Besucher der letzten Jahre (vor allem seit dem Hollywood-Film mit Leonardo di Caprio) haben dazu geführt, dass das Ökosystem immer mehr ins Wanken gerät. Ein Problem, das schon vor dem Tsunami existierte, und auch heute leider noch anhält.

Abwasseranlage auf Phi Phi

Durch die Wiederaufbauarbeiten wurde zwar die alte Abwasseraufbereitungsanlage im Zentrum der Insel erneuert und durch visuell und olfaktorisch ansprechende
Blumenbeete und Granulatfilter ersetzt, durch die das Wasser aus Küchen, Duschen und Toiletten gepumpt wird. Ganz geruchsfrei sind sie zwar nicht, aber hübsch sehen sie schon aus. Wenn jetzt noch ein Mittel gegen die Müllberge gleich nebenan gefunden wird, hätte Phi Phi seine Umweltprobleme wohl schon fast im Griff. Bliebe nur noch die Frage, wie man hier auch in Zukunft den immer weiter steigenden Energiebedarf decken möchte. Derzeit behilft man sich mit Generatoren, die vom Festland mit Kraftstoff versorgt werden und vereinzelt auch mit Sonnenenergie. Ob das auf Dauer reicht?

Straße auf Phi Phi

Inwischen geht das Leben für die Einwohner hier schon fast wieder seinen alten Gang. Die meisten Aufräum- und Aufbauarbeiten sind bereits abgeschlossen – vereinzelt sieht man jedoch noch Überbleibsel das Katastrophe, die sich fast auf den Tag genau vor drei Jahren ereignet hat. Etwas falsch ist der Eindruck, der sich den Neuankömmlingen zunächst aufdrängt, nämlich, dass die geringe Anzahl der Kokosnusspalmen ein direkter Effekt der Flutwelle ist. Tatsächlich wurden die meisten Bäume schon vorher wegen touristischer Anlagen gerodet, wie mir der Besitzer des auf einem Berg gelegenen Hotels Viewpoint I erklärt. „You see: People want to live in Bungalow. If between Bungalows are Coconut and them falling down, no good for Bungalow, no good for people.“ Der Mann mit den tiefrot entzündeten Augen wurde besonders schwer von dem Unglück getroffen, da sein komplettes Hab und Gut ins Meer geschwemmt wurde. Aus Angst vor einer neuen Welle, hat er sich hier auf dem Berg ein neues Zuhause eingerichtet. Mit Hilfe eines norwegischen Freundes, den er bereits vor dem Tsunami kennengelernt hat, konnte er sich den Wiederaufbau leisten. Fast wirkt es bizarr, dass Menschen aus den reichen europäischen Staaten ausgerechnet dabei helfen, das liebste Urlaubsparadies zu retten. Doch so wie der Mann erzählt glaube ich ihm, dass auch dem Norweger wirklich an den Menschen in der Region gelegen war, und nicht nur am Tourismus.

Phi Phi-Isthmus

Als ich von einem der Berge nach unten in die Doppeltbucht blicke, erscheint mir die Geschichte mit der Rohdung plausibel. Von oben betrachtet wirkt der Isthmus von Ko Phi Phi keinesfalls einladend: Betonburgen aus Hotels, Bars und Geschäften vermitteln den Eindruck, dass die Sandschwemme zwischen den beiden Inselteilen künstlich angelegt worden ist. Zur rechten Seite fällt die Bucht langsam und gemächlich ins Meer. Selbst nach einigen dutzend Metern steht man noch mit den Beinen aus dem Wasser. Hier kam die Welle am höchsten und gefährlichsten rein. Auf der linken Seite, wo die Schiffe aus Phuket anlegen ist das Wasser tiefer und entsprechend weniger stark war die Kraft des Tsunamis. Obwohl also die Welle von beiden Seiten kam, wurde das meiste Material in die tiefere Hafenbucht gespült. In vielen Bars und Hotels auf der Insel erinnert Bilder an den Tag der Katastrophe. Das bekannteste Bild davon zeigt den verwüsteten Isthmus am 26. Dezember 2004. (ich habs leider nirgendwo im Netz gefunden)

* * *

Kein Pipi oder Kaka, nur Sandburg

Was den besonderen Reiz von Phi Phi für viele Urlauber ausmacht ist der Sand, und das hat seinen Grund: Es handelt sich dabei nämlich nicht um irgendeinen Sand, sondern um den vanillemilch-farbenen Sand aus Millionen und Abermillionen zermahlener weißer Muscheln und Schalentiere. Wer, wie ich, als Kind nur grauen Spielkastensand kennengelernt hat, wird Zeit seines Lebens in religiöser Anbetung vor diesem Sand sitzen und sich die Frage stellen, ob es nicht vielleicht doch einen Gott gibt, und zwar einen Bösen, der dafür gesorgt hat, dass sich vanillemilch-farbener Spielkastensand nicht in unseren Breiten durchgesetzt hat.
Jetzt sitze ich also jeden Morgen hier am Strand und lasse diesen anbetungswürdigen Sand zwischen meinen Zehen und Fingern zerrieseln und baue eine gewaltige Sandburg nach der nächsten. Das geht erstaunlich einfach, denn Baumaterial steht ja ausreichend zur Verfügung. Das erstes Projekt, das ich mit einer neuartigen Bauweise (Tröpfelsand) auf meinem Schoß errichtet habe ist übrigens eine Miniaturausgabe der Hügellandschaft der großen Bucht.
Und morgen früh baue ich das Taj Mahal. Alles ist möglich im Paradies.

Hin und wieder trifft man Bekannte im Paradies

Und darum bin ich auch nicht verwundert, als ich gegen 10 Uhr wieder Richtung Hotel schlendere und auf dem Weg dorthin plötzlich vor der Strandliege eines alten Bekannten aus Berlin stehe, der mit seinem Freund genau wie ich gestern hier auf der Insel gelandet ist. Wir tauschen Informationen und Reisetipps aus, und ich beschließe anschließend, dass mein Interesse am Sand- und Steinhauf Ko Lanta gar nicht mehr so groß ist, wie noch vor einigen Tagen. Glücklicherweise geht es meinem Reisepartner Mic ähnlich, und so werden wir wohl noch bis übermorgen hier unsere müden Glieder im Wind baumeln lassen und uns heimlich auf Weihnachten freuen. Mic, weil er dann bei seiner Familie ist, und ich, weil es dann für mich endlich zum Hauptziel meiner Reise geht: Sydney in Australien.

Ab dem 25. Dezember heißt das Blog hier dann „Blog Oz“ (Hah! Was für eine Namensähnlichkeit mit dem eigentlichen Blog-Namen. So ein Zufall ;o) )
Mal schauen, vielleicht mach ich ja vom Flug wieder ein Live-Blogging – kam ja letztes mal ganz gut an :)
Aber vorher melde ich mich sicher noch einmal, und erkläre, wie man Weihnachten feiert im Paradies.

Liebe Grüße von Ko Phi Phi Don!

 
 


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