Thailand: December 17, / 2007 00:29
Und noch ein Fässchen
Wenn dort mal nicht gefeiert wird. Die türkische Justiz ist bestimmt stolz auf sich. Wahrscheinlich glaubt der Richter sogar, sich um die Einhaltung der Menschenrechte verdient gemacht zu haben, als er Marco Weiss nach 8 Monaten „Untersuchungs“haft zu Weihnachten nach Hause entlassen hat. So wie die USA glauben, dass sie mit Guantanamo tatsächlich für Menschenrechte kämpfen und nicht etwa dagegen.
Schön ist es ja für alle Beteiligten: Für die türkische Nation, die endlich die deutsche „Blage“ los geworden ist. Schön für die Bundeskanzlerin, die endlich mal gute Nachrichten zu verkünden hat, schön für den Tourismus-Unternehmer und Privatjet-Spendierer Vural Öger, dessen Firma es zur Zeit ja auch nicht so gut geht. Es ist aber auch schön für Marco, seine Freunde und Familie – und denen gönne ich es von ganzem Herzen.
Nicht so schön ist es für die britische Mutter und ihre Anwälte. Vorbei ist es mit der Genugtuung, einem 17-jährigen Jungen den letzten Rest seiner Jugend zu rauben. Vorbei ist die heimliche Freude daran, durch Verzögerungstaktik das Leben von Marco und seiner Familie weiter zur Hölle zu machen. Aber auch die Anwaltstruppe und Charlottes Mutter können hoffen. Nicht nur wird das Verfahren, das mit ein bisschen Menschenverstand (der anscheinend weder bei der britischen Mutter noch bei den türkischen Behörden vorlag) vollkommen vermeidbar gewesen wäre, im April nächstes Jahr fortgesetzt. Auch die deutsche Justiz ist begierig darauf, in einem Fall zu ermitteln, der einfach kein Fall ist. Wieso ist das so schwer zu verstehen? Jugendliche Fummeleien gehören zwischen den Jugendlichen verhandelt und nicht vor Gericht, denn da gehören sie nicht hin. Selbst wenn die Fummelei gegen den Willen eines Beteiligten geschehen sind, dann möchte ich wissen, wieso die älteren Jungs in meiner Kindheit, die mich für eine Zeit lang regelmässig verprügelt haben, nicht auch alle vor Gericht gelandet sind? Das war nämlich auch gegen meinen Willen.
Ich denke mal, dass der Banner zu www.freiheit-fuer-marco.de jetzt raus kann. An der Stelle noch einmal vielen Dank an Falk Oldenburg, der die Seite betreut hat!