Thailand: December 7, / 2007 22:50
THAILAND-REISE
ÖPNV BKK – Bangkok
Der öffentliche Personennahverkehr in Bangkok basiert auf einem durchdachten System. Wo fast 7 Millionen Menschen auf engstem Raum über-, neben- und durcheinander wohnen, kann auf eine intelligente Verkehrsplanung natürlich auch nicht verzichtet werden.
Die wichtigsten Punkte, auf welche die Stadtväter bei der Planung achten mussten, hat BLOG OFF hier exklusiv für Euch zusammengestellt:
1. Förderung des richtigen Verkehrsmittels
Bangkok hat nicht nur eines der futuristischsten Beförderungsmittel – den hoch über den Dächern auf massiven Beton-Stelzen fahrenden Skytrain – Es hat auch eines der Lustigsten: Das Tuk Tuk.
Die Vorzüge des Tuk Tuk liegen nicht so sehr in seiner sanften und umweltschonenden Fahrweise oder den zurückhaltenden, rücksichtsvollen und im dichten Berufsverkehr souverän maneuvrierenden Fahrer. Das alles wäre nämlich schlicht gelogen. Es ist statt dessen einfach laut und stinkt und sorgt so bei den Insassen für ein heiteres Fahrgefühl. Das mag zum einen an der unvermeidlichen Abgasvergiftung durch den eigenen Auspuff liegen, zum anderen aber auch am unterhaltsamen Anblick der entsetzt zur Seite springenden Passanten, die dem schnatternden Gefährt in letzter Sekunde auf dem Zebrastreifen zu entkommen versuchen. Kein Wunder, dass so viel Exklusivität ihren Preis hat: Der beträgt rund das 20-fache einer normalen und wesentlich uninspirierteren Busfahrt.
Als weitere Beförderungsmedien neben SkyTrain und Tuk Tuk bieten sich ausserdem an: Taxi, Micro- und Standardbus, Airport Express, Zug oder Metro.
Das Tuk Tuk hat aber nach Ansicht vieler Bangkoker die besten Chancen auch in Zukunft eines der wichtigsten und beliebtesten herausragenden Beförderungsmittel der Stadt zu bleiben.
2. Ein einheitliches Erscheinungsbild zur Wiedererkennung durch Besucher
Diese Forderung ist natürlich völlig kontraproduktiv. Seit Jahren gibt sich die Verkehrsverwaltung Mühe, eine Verwechslungsgefahr der unterschiedlichen Verkehrsmittel durch möglichst große Unterschiede im Erscheinungsbild, der Fahrkarten und Fahrpläne auszuschließen. Vorbei sind die Zeiten, in denen jemand aus Versehen im ExpressBoot nach Pom Phra Sumen landete statt in der Metro nach Hua Lamphong. Ausserdem kann man es den offiziellen Verkehrsgesellschaften wohl kaum zum Vorwurf machen, wenn Touristen von dubiosen Privatbussen oder -booten abgezockt oder zu einem völlig falschen Zielort gebracht werden.
3. Ein einheitliches Tarif-System mit Einzel- und Zeitkarten
Auch hier hat Bangkok in vorbildlicher Weise ein einfach überschaubares System geschaffen. SkyTrains 1 nutzt nämlich die selben Karten wie SkyTrain 2 und bietet inzwischen sogar schon Tageskarten an! Einzig die Metro hat ein anderes System. Und die Züge. Und die Busse. Und die Express-Busse. Und Busfahrkarten sind ohnehin nicht auf andere Busse übertragbar.
Um unnötiger Verwirrung vorzubeugen, verhindern verschiedene Ticket-Systeme (Reißzettel, Plastikkärtchen, Checkkarten oder Chips) erfolgreich die Benutzung inkompatibler Beförderungsmittel.
Ein Beförderungsmittelübergreifendes System? Das würde die Nutzer nur verwirren.
4. Ein gemeinsamer Fahrplan mit Anschluss-Garantie
Das konnte in vielen Fällen schon heute verwirklicht werden: So ist ein Anschluss von SkyTrain-Linie 1 zu Linie 2 in der Regel aufgrund der kurzen Frequenzen fast immer möglich. Schwieriger wird es beim Anschluss zu einem Bus, zu den Booten oder zur Metro. Es kann durchaus sein, dass man eine Stunde lang völlig umsonst wartet. Als Ersatzverkehr bieten sich Taxis an, oder Tuk Tuks. Dann jedoch zum mindestens 10-fachen Preis.
Problematisch wird es auch für diejenigen, die kurz vor 20 Uhr mit einem Express-Boot Flussaufwärts schippern. Eine Rückfahrtmöglichkeit besteht nach 20 Uhr dann ebenfalls nur noch mit dem Taxi.
Doch was macht das schon, bei geschätzten 2-6 Euro je Fahrt? Ach richtig: Man treibt auf Dauer die Taxi-Preise in die Höhe, was für die weniger gut verdienenden Bangkokianer vermutlich etwas schwerer zu verkraften ist, als für einen vergleichsweise reichen deutschen Touristen.
5. Eine gemeinsame Routenkarte
Auch hier sind bereits vielversprechende Prototypen im Umlauf, die neben den SkyTrain- und Metrostrecken auch die einzelnen Stationen anzeigen. In manchen Fällen sogar beides in nur einer Kombinations-Karte! Für Bus- und Boot-Routen werden allerdings zusätzliche Karten benötigt, welche die Strecken-Nummern an, sagen wir einmal interessanten Stellen platzieren, jedoch nicht unbedingt Hinweise darauf geben, in welche Richtung der jeweile Bus eigentlich genau abfährt und wo er dann genau hin will, abgesehen von der einen Kreuzung, auf der die Busnummer eingetragen ist. Viele größeren Straßen sind reine Einbahnstraßen – die Gegenrichtung verläuft dann zig Strassenblöcke weiter entfernt – was man der Karte aber nicht ansieht – dadurch kann es gelegentlich schwierig werden, herauszufinden, wie man eigentlich wieder in die andere Richtung zurückkommt. Zum Teil sind dann auch andere Busnummern zuständig, und all dies erklärt sich auch nur denen, die das Thai-Script an den Bussen lesen können. Ein englischsprachiges Routenbuch wäre an dieser Stelle sehr nützlich. Aber ob sich das für die paar Millionen Touristen im Jahr wirklich lohnt?
6. Eine ausreichende Ausschilderung aller Strassen und Plätze mit Hilfe eines bilingualen Sprach- und Leit-Systems
Es gibt Dinge, bei denen man der Verkehrsverwaltung von Bangkok kaum einen Vorwurf machen kann. Zum Beispiel bei der römischen Umschrift von Straßen- und Plätzenamen. Bis heute gibt es selbst innerhalb der Stadt unterschiedliche Schreibweisen für ein und die selbe Straße. Mal zusammen, mal auseinander, mal mit einem n am Schluss, mal mit einem l („Solhon“), mal anglifiziert mit doppel-e statt i („Aree“) oder etwas deutscher mit einem w statt einem v, („Skuhumwit“).
Solange das für die Sprachumschrift zuständige Royal Thai General System sich dieser Uneindeutigkeit nicht selbst annimmt, wer kann da schon von der Stadt Bangkok erwarten, dass sie sich selbst darum kümmert? Da versteht man natürlich auch, warum sie an manchen Stellen und Plätzen auf die Schilder gleich ganz verzichtet hat.
7. Hilfe auch im Individualverkehr
Die Fortbewegung im Stadtraum kann auch den geübten Auto-, Mofa- oder Fahrradfahrer herausfordern. Gut, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit unermüdliche Hilfspolizisten in Anzug oder Uniform über die Ein- und Aushaltung von Verkehrsregeln wachen und sie erforderlichenfalls lautstark mit der Trillerpfeife oder wild gestikulierend einfordern. Nur so kann gewährleistet werden, dass Autofahrern kein Fehler machen bei schwierigen Maneuvern wie Einparken, links abbiegen, rechts abbiegen, rückwärts- oder vorwärtsfahren. Dass die Hilfe wirkt und sich trotz all des Chaos praktisch keine Unfälle ereignen, zeigt sich eindrucksvoll am außerordentlich seltenen Einsatz von Polizei- oder Feuerwehrfahrzeugen. Gerüchte, dass dies auch daran liegen könnte, dass es zu wenige Polizei- und Feuerwehrwägen in Bangkok gibt, kann man sicher getrost als unglaubwürdig beiseite schieben.