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Meine Kanäle: Comedy & Cartoons / Reise-Abenteuer / Vlog-Schrott
15. November 2007 / 05:35

Der Zahn der Zeit

Im Flugzeug

Ich merke, dass die Uhren jetzt anders ticken.

Als ich mich vor einigen Monaten dazu entschlossen habe, ein Jahr um die Welt zu reisen, habe ich bestenfalls geahnt, wie sich die Vorbereitungen auf meine Stimmung auswirken würden. Da gibt es was, das an mir nagt.

Es ist schwierig zu beschreiben, wie ich mich angesichts der nahenden Reise fühle. Ein Großteil meiner Wohnung ist bereits verpackt und wartet darauf eingelagert zu werden, die meisten Rechnungen sind bezahlt, Kreditkarten einigermassen ausgeglichen, die finanzielle Situation insgesamt leider unbefriedigend, und das Finanzamt hat beschlossen, mir in letzter Minute doch noch auf den Sack zu gehen.
Seit ich vor zwei Monaten meine Wohnung gekündigt und die Flugtickets geordert habe, bade ich in einem wechselwarmen Pool unterschiedlicher Gefühle, die von glatter Euphorie bis zu unschlüssigen, irrationalen Ängsten reichen.

Tatsächlich lebe ich seit mindestens zwei Monaten in einer Zwischenwelt, und nicht mehr richtig in Berlin. Jeden Tag wandele ich durch meinen Heimatbezirk und kann die ersten Tage in der Fremde kaum noch erwarten. Und doch gruselt es mich vor der scheinbaren Engültigkeit meiner vorübergehenden deutschen Existenzauflösung. Mein Studium ist erst mal unterbrochen. Meine Telefon-, Fitnessstudio- und Arbeitsverträge habe ich gekündigt, als gelte es meinen Abschied aus dem Leben zu verkünden, und je näher der Tag des Abflugs rückt, umso mehr piesacken mich lästige Fragen, ob ich mich auch richtig entschieden oder einen Fehler gemacht habe: Wird mir in der Fremde das Geld reichen? Gibt es genügend bezahlte Arbeit? Finde ich immer einen Schlafplatz? Wird es meinen Freunden oder meiner Familie gut ergehen? Bin ich vorsichtig genug, nicht versehentlich gegen ausländische Gesetze zu verstossen? Kann ich verhindern, dass ich überfallen werde, einen Unfall habe oder krank werde?

So viele Gedanken und Fragen durchwuseln meinen Kopf, und ich kann gar nicht trennen, was davon berechtigt und was selbst-induzierte Panik ist.
Die Pläne, die ich kurz nach meiner Entscheidung hatte, wie ich mein Blog während dieser Zeit nutzen möchte, habe ich inzwischen so oft überarbeitet und wieder verworfen und dann wieder neu geschmiedet, dass sich zu den vielen Irrationalitäten, noch eine weitere Diffuse dazugesellt hat: Die Angst, dass mir nichts Gutes einfallen wird.

Ein Bekannter, mit dem ich meine Sorgen teilte, sprach aus, was ich noch vor ein paar Monaten selbst gesagt hätte: „Sobald Du ins Flugzeug steigst, fallen alle Sorgen von Dir ab, und Du fängst an zu leben“. Das ist es, was ich mir wünsche, auch wenn ich fürchte, das ich das erst glauben kann, wenn es wahr ist.

Nun ist dieser Beitrag doch ein bisschen gefühlsduseliger ausgefallen, als es eigentlich geplant war… Ernsthaftes sorry dafür! Es wird bestimmt bald wieder besser :-)

 
 


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