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Meine Kanäle: Comedy & Cartoons / Reise-Abenteuer / Vlog-Schrott
3. August 2007 / 15:41

Der Poweruser

Wir werden täglich vor Entscheidungen gestellt und vor neue Möglichkeiten, die unser Leben schöner, besser und billiger machen sollen. Jeder Mensch macht mal Fehler.

Bei mir geschah das im September 2005 durch einen Anruf. Das Gespräch fing ungefähr so an: „Einen schönen guten Tag, Herr Sowieso! Mein Name ist Tralala von der E-Plus Hotline und ich habe ein interessantes Angebot für Sie!“.
Der freundliche Herr begann mir zu erklären, dass man bei E-Plus ständig bemüht sei, die eigenen Dienste und Angebote zu verbessern. Aus diesem Grund habe man den neuen Tarif „Base“ entwickelt, der gerade für bewusste Telefonierer wie mich sehr interessant sei. Seine Argumente und Rechenbeispiele, wieso dieser neue Tarif mir grosse Ersparnisse brächte, klangen einleuchtend, ging es doch immerhin um eine Flarate! So oft und so lang telefonieren, wie ich wollte! Ich bat mir ein paar Tage Bedenkzeit aus und ab Oktober war ich dann Base-Kunde. Das – allerdings – war ein Fehler.

Es dauerte jedoch ein wenig, bis ich das merkte. Zunächst ging die Rechnung auf: Der neue Tarif war in der Tat etwas günstiger: Statt rund 35 Euro zahlte ich jetzt 25 Euro pauschal, plus weitere 5 Euro für Gespräche ausserhalb des eigenen Netzes.
Nach wenigen Monaten allerdings änderte sich das. Durch mein verändertes Telefonieverhalten nahmen die Gebühren für Gespräche in andere Netze zu. Während ich im alten Tarif ungefähr auf gleichem Niveau geblieben wäre, kam ich bei Base innerhalb sehr kurzer Zeit auf über 45 Euro Kosten im Monat. Ein weiterer Nachteil des neuen Tarifs: Da Base, der Tarif, aus irgendeinem Grund zu einer andere Firma als E-Plus, nämlich Base, die Firma, gehört, war es mir nicht mehr möglich, Rechnungen oder vertragliche Änderungen wie bisher online anzusehen. Mein bisheriger E-Plus-Account war nun gesperrt. Von seiten Base hiess es, man wolle sich ganz auf die Kerndienste – das Telefonieren – konzentrieren und auf teure Zusatzdienste (wie das Managen des eigenen Vertrages über eine Webseite) verzichten. Haha. Ein Mensch bei normalem Verstand hätte jetzt gesagt, das sei doch Blödsinn, da viele Firmen das Online-Management unter anderem deshalb einsetzen, weil es Kosten senkt! Dieser Mensch hat aber nicht mit dem sehr cleveren Base-Geschäftsmodell gerechnet: Der Verzicht auf ein Online-Management rechnet sich sehr wohl für das Unternehmen, denn die Hotline, die bei E-Plus noch kostenlos ist und mit der man stattdessen gezwungen ist zu telefonieren, kostet bei Base eine Menge Geld.
Ich habe mich dann aber nicht beirren lassen und im Dezember 2006 im Rahmen meines Umzugs nach Berlin einen weiteren Vertrag mit Base abgeschlossen: Die Base Internet-Flatrate für weitere 25 Euro im Monat.
Zusätzlich zum 2-Jahresvertrag kaufte ich eine UMTS-Karte, die mir atemberaubende drahtlose 384KBit/s in den Laptop schicken sollte. Immerhin 1/3 DSL-Standard ;-)

Man kann nun nicht direkt sagen, dass dieser Vertragsabschluss ein Fehler war, denn durch schludriges Verhalten meines Telefon/DSL-Providers in Berlin war ich leider gezwungen mehrere Monate ohne Telefon und Internet zu leben. In dieser Zeit war Base ein echter Segen. So liess sich auch durchaus für mich verkraften, dass es nicht erlaubt ist, mit dieser Flatrate Internet-Telefonie zu nutzen und auch die seeeeehr trägen Antwortzeiten und teilweisen Netz-Aussetzer waren allemal besser als gar kein Internet. Praktisch war der Tarif auch dann als ich endlich einen guten DSL-Tarif hatte, aber Studiums- und Reisebedingt irgendwo in Deutschland unterwegs war.
Die Zwiespältigkeit dieses Angebots offenbarte sich mir erst zur Mitte dieses Jahres hin, als sich für mich abzeichnete, dass ich von Dezember an 12 Monate ausserhalb Deutschlands zubringen werde. In dieser Zeit, das ist klar, kann ich weder Mobiltelefon noch Internet-Flatrate wirklich nutzen, ohne mich wegen überzogener Roaming-Gebühren arm zu machen. Also beschloss ich, die beiden Verträge für diese Zeit auf Eis legen zu lassen. Ich hatte natürlich vor, beide nach meiner Rückkehr weiter zu nutzen, schliesslich mangelt es an günstigen Telefonie-Alternativen und die mobile Netz-Flatrate war schon sehr praktisch. Die Sache hatte nur einen Haken: Im Gegensatz zu anderen Mobilfunkanbietern, wie z.B. E-Plus, ist ein „auf Eis legen“ im Base-Tarif nicht vorgesehen. Wer einmal drin ist, kommt weder raus noch kann er auf Aufschub hoffen. Ich könne, so sagte man mir an der Hotline, natürlich immer noch meinen Telefontarif zu Oktober hin ganz kündigen, denn da liefe mein Vertrag ja regulär aus. Mein Internetvertrag dagegen sei noch bis Dezember 2008 gültig. Ich müsse also ein ganzes Jahr lang zahlen (obwohl ich ihn nicht nutzen kann) oder ich solle darauf hoffen, dass man mir aus Kulanz den Vertrag zu Dezember 2007 auflöse, wenn ich Deutschland verlasse. Ich schrieb also einen Brief, kündigte meinen Telefonvertrag, erklärte mein Anliegen mit der Internet-Flatrate und schickte ab. Base brauchte rund 10 Tage für eine Antwort, die aus dem lapidaren Satz bestand, man habe ja gar keine Unterschrift auf meiner Kündigung vorgefunden und aus diesem Grund sei man sich nicht sicher, ob auch wirklich *ich* es gewesen sei, der die Kündigung geschrieben hat. Aus Sicherheitsgründen könne man die Kündigung daher nicht bearbeiten, ich solle sie doch bitte erneut schreiben. 10 Minuten später warf ich eine Kopie des ersten Briefes MIT Unterschrift in den Postkasten vorm Haus und wartete. Das ist jetzt rund 2 Wochen her. Heute kamen 2 Briefe von Base. Der Erste: Die Kündigung meines Telefonanschlusses wurde zu Oktober 2007 genehmigt. Sobald die Nummer frei ist, besorge ich mir ein Prepaidhandy, lasse die alte Nummer auf das neue Handy umschreiben und fertig. Als Prepaidhandy verursacht es ja keine laufenden Kosten während ich weg bin, und nach meiner Rückkehr lässt sich die Nummer problemlos auf einen anderen Mobilfunkanbieter umschreiben. So, *settled*. Der zweite Brief: Zunächst war ich angenehm überrascht: Meine Kündigung sei genehmigt, zum Dezember liefe mein Vertrag aus. Dann sah ich nochmal genau hin: Dezember 2008 stand da. Das war wohl ein Mittelfinger.

Natürlich habe ich mir überlegt, was ich jetzt tun könnte. 12 x 25 Euro zu zahlen, also 300 Euro, ohne einen tatsächlichen Nutzen davon zu haben, ist unbefriedigend – zumal ich in der Zeit meines Auslandaufenthaltes ohnehin aufs Sparen angewiesen sein werde. Dann aber dachte ich mir: Wenn ich schon für eine Flatrate zahlen muss, dann kann ich sie auch nutzen. Es gibt ja sehr viele spannende Dinge, die ich mir schon seit längerem aus dem Netz ziehen wollte – wieso sollte ich damit meinen freundlichen, wenn auch manchmal ungeschickten Telefon- und DSL-Dienstleister belasten – zumal er mir erst vor kurzem eine sehr willkommene Gutschrift und freundliche Entschuldigung für den Ärger zu Beginn des Jahres hat zukommen lassen? Eben. Dann nutze ich doch für Dinge, die ich ohnhin herunterladen wollte, und auf die ich auch ein paar Stunden warten kann, lieber die Base-UMTS-Download-Kapazitäten.
150MB grosse HD-Trailer zu aktuellen Kinostarts? Kein Problem. 1,5GB grosse Photoshop-Dateien, die mir ein Studienkollege auf dem Hochschul-internen Server zu Verfügung gestellt hat? Muss ich eh noch runterlade, steht schon in der Warteschlange. Die kostenlose Linux-Distribution 9.2 von Suse zum Beispiel? 3,2 GB – das ist eine ganze Menge Holz… Ach egal. Und eine andere 4GB Distribution von Novell zum Vergleich? Warum nicht?
Es kann keiner behaupten, die Downloads seien aussergewöhnlich hoher Traffic. Ich hätte sie auf jeden Fall heruntergeladen, allerdings ist es ja mir überlassen, welchen Internet-Anschluss ich dafür verwenden möchte. Normalerweise bin ich nett und sage mir: UMTS, das kostet den Mobilfunk-Anbieter sicher mehr als meinen DSL-Provider. Aber nachdem sich ersterer offenbar nicht um meine Interessen schert, was kümmern mich dann seine? Ich werde also den Flatratevertrag im für mich üblichen Rahmen ausnutzen, solange ich noch kann. Scheiss auf die Freundlichkeit. Ihr wolltet den Krieg, jetzt habt ihr ihn.

 
 


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