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10. Mai 2007 / 12:41

Latin Lovers

„Been there, done that.“
Originaltitel: Schnackselei in der Lederhose
Herstellungsland: Baden
Regie und Buch: J.F. Christ
Darsteller: Manfred, Rüdi; Cameo: Madonna; Kamera: Cuba Libre

2,5 von 5 Sternen

Latin Lover ist der neue Film aus dem bewegten Leben von Manfred R.
Sämtliche Handlungsstränge und Personen sind frei erfunden oder zumindest etwas übertrieben dargestellt, basieren aber auf einer wahren Geschichte.

Argentinien, 1945. Manfred, ein nicht mehr ganz so junger Student aus durchschnittlichen Verhältnissen lernt in einer Schwulenbar den gutaussehenden südländischen Tänzer Rüdi kennen. Rüdi, der bis auf ein argentinisches Komasauflied kein Deutsch spricht, erweckt Manfreds Interesse indem er ihm auf der Toilette nachstellt und schliesslich im Eingangsbereich der Bar ein Bein stellt. Manfred ist hingerissen vom Temperament des gutaussehenden Jünglings, der auf Befehl eine brilliante Imitationen jedes Madonna-Videos hinlegen kann – doch noch ist er nicht sicher, ob Rüdi es auch ernst meint. Nach einer kurzen Orgie im Hinterzimmer der Bar, an der auch ein Priester und zwei chilenische Kampfhunde teilnehmen, beschliessen sie den Heimweg zu Rüdis Apartment. Unterwegs lauern Gefahren und Hindernisse, die das Paar jedoch lässig meistert. *SPOILER AHEAD* Während Rüdi einen scheinbar meterhohen Bordstein überwindet und zeitgleich mit einem dreifachen Doppelsalto sein Fahrrad vom Zaun einer Beerdigungskette löst, entledigt sich Manfred eines zwischengelandeten Ufo-Entführers, zweier ungarischer Machtdiktatoren und verwickelt schliesslich in nie dagewesener Unterhaltsamkeit ein Pärchen Zeugen Jehovas in eine gemeine Diskussion über Frauen und Bärte.
Das kurze Intermezzo zeugt vom Gespür des Drehbuch-Schreibers J.F. Christ für witzige, wenn auch sinnfreie und unlogische Handlungsstränge und ist mit Sicherheit der unterhaltsamste, wenn auch unglaubwürdigste Teil des Filmes. Kameraneuling C. Libre, der in diesem Film seinen Einstand feiert, lässt jedoch die beschwingte Art seines Vorgängers Kai Pirinha vermissen, den wir aus den bisherigen Abenteuern unseres Helden Manfred kennen. Libres Methodik erschöpft sich in wackeliger Handkamera, langen und schlecht ausgeleuchteten Szenen und miserablen Timing. Nur die Action und die beiden Darsteller mögen noch überzeugen.

Manfred und Rüdi errreichen schliesslich das Apartment. Wie sich herausstellt, heisst Rüdis Nachbarin Helga und ist Manfreds langjährige Studienkollegin aus 2. Ehe. Eine freudige Wendung, die den Film aber nicht weiter beeinflusst und den Eindruck erweckt, dass Regisseur Christ sich am Schneidetisch nicht von seinem Material trennen konnte.
In Rüdis Apartment angekommen entdecken die Knaben ihre Gefühle zueinander und erzählen sich intimste Geheimnisse, wie zum Beispiel Plotdetails aus der 2. und 3. Staffel von Lost. Eine Reihe Schmusehits von Madonna heizt derweil die erotisierte Stimmung weiter an, bis Rüdi Manfred auf eine 2x2m-Bodenmatratze wirft und ihm die munter rotierende Zunge in den Mund schiebt.
Auch hier zeigt Kameramann Libre wenig Gespür für timing und Details und auch bei der Action verliert der Film hier meiner Meinung nach an Drive.
Ganz peinlich wird es, als Christ dem Tänzer ein rotes Condom in die Hand schreibt, das dieser in krasser Fehlinterpretation der tatsächlichen Rollenverteilung über den eigenen Penis stülpt und Manfred damit fast einen rektalen Muskelkrampf beibringt. Glücklicherweise endet diese unsägliche Exkursion in Christs perverse Phantasien ganz unprätentiös nach wenigen Sekunden und kehrt zurück zum vormaligen Austausch von Speichelflüssigkeit – ein notwendiger Rückschritt, von dem sich der Film dann aber leider nicht mehr erholt.
Was zum orgiastischen Höhepunkt hätte werden können, verpufft leider in der müden Performance Rüdis, der keinen Zweifel mehr daran lässt, dass Latin Lover immer können, aber es dann doch oft am wollen krankt. Selbst seinen Händen ringt er keinen müden Ruckler mehr ab.
Obwohl noch voll im Saft stehend, pennt Rüdi gegen 4 Uhr morgens einfach weg. Manfred, durch eine leichte Erkältung zum ständigen Räuspern verflucht, bleibt nichts anderes übrig, als dem Versuch seinem Beispiel zu folgen. Noch mehrere Stunden hält seine Erektion – erst kurz nach 6 Uhr gibt sie sich den Staffelstock mit den stärker werdenen Halsschmerzen, welche um 7 Uhr ihren Höhepunkt erreichen und gegen 8 Uhr dank des Einsatzes von staatlich zugelassenen Drogen wieder abklingen. Der Morgen danach beginnt leider so müde, wie der Abend zuvor endete. Ohne den Pathos grosser Wort verabschieden sich unsere Helden voneinander. Der Tausch der Telefonnummern wird pro forma vollzogen, was zurückbleibt ist ein schales Gefühl von Unterficktheit und Frust.
*SPOILER ENDE*

Der Plot des Filmes bietet technisch und inhaltlich nichts neues. J.F. Christ hat sicher schon bessere Bücher geschrieben – man erinnere sich an „Der Zeuge J.“ oder „7 days after“. Wie schon erwähnt, lässt die Performance Rüdis einiges zu wünschen übrig und auch die Actionsequenzen sind für meinen Geschmack zu kurz geraten bzw. an den falschen Stellen eingesetzt. Kameramann C. Libre sollte seine Kamera schleunigst zurück in den Media Markt bringen und sich stattdessen der Aufzucht neurubinischer Kleinstschafe widmen, als nochmal so einen schrottigen Look auf einen Film zu legen.
Grundsätzlich bleibt festzustellen, dass „Latin Lovers“ als innovativer Short durchaus kurzweilige Unterhaltung bieten kann. Als abendfüllender Spielfilm taugt er dagegen leider nur bedingt.

 
 


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