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Meine Kanäle: Comedy & Cartoons / Reise-Abenteuer / Vlog-Schrott
19. Mai 2008 / 16:10
OZ (SA): May 19, 2008 / 23:40

Dialektisch

Sie legen einen immer wieder flach, diese Versuche, mich zu verorten.

Die meisten meiner Leser kannten von mir lange Zeit nur mein Blog, in dem ich über anderthalb Jahren lose Gedanken und Fotomontagen zum Besten gab. Mit meiner Australien-Variante von Blog Off hat sich das geändert – zumindest ein bisschen: Manfred blogt jetzt nicht nur, er vlogt auch.

Die Videos, die meine Reise und meinen Geisteszustand in Down Under dokumentieren, gehören zu den am meisten kommentierten Beiträgen, und auch wenn das anfänglich breite Interesse derweil unter den sommerlichen Temperaturen in Deutschland leidet – eine Frage (die mir aber meistens in Mails, via Twitter oder in anderen Chatportalen gestellt wird) ist einfach unausmerzlich:

„Woher kommschen Du?“

Es ist fast, als ob sie es riechen: Einen Menschen, der Hochdeutsch spricht, kann es doch gar nicht geben – der hat sich das bestimmt antrainiert.
Manche stellen ihre Fragen noch viel perfider in Form eines Kompliments:

„Du sprichst aber gutes Hochdeutsch! Darf man fragen, wo Du aufgewachsen bist?“

Das ist, wie der wohlwollende Klopfer aufs Köpfchen eines Kleinkinds, dem man beim Betrachten seines mit Buntstiften verschmierten Stück Papiers sagen möchte: „Das hast Du aber schön gemacht! Ist das ein Baum?“

Aber als ob das nicht genug sei, outen sich die Damen und Herren Dialekt-Experten auch gleich noch als Süddeutschland-Banausen. So verwechseln sie, wenn ich ihnen mit „Waldshut-Tiengen im Hotzenwald – das liegt in der Mitte zwischen Konstanz und Basel“ auf die Sprünge helfe, nicht nur Kantone mit Bundesländern („Das ist aber schon noch in Deutschland?“), Bundesländer mit dem Ausland („Ach, ein Bayer!“), Mundart mit Mund- und Klauenseuche („Bei Euch redet man doch Schwäbisch, oder?“) oder wirft sämtlichen guten Anstand über Bord („Ein bisschen hört man das Hessisch aber schon heraus..“).

Damit das mal klar ist: In Waldshut-Tiengen schwätzt man Alemannisch, und ich hab’s leider nie gelernt. Auch das im grenznahen Raum nicht ungewöhnliche Schyzerdütsch blieb mir lange Zeit fremd, und so beherrsche ich zwar den passiven Wortlaut, jedoch nicht die aktive Wiedergabe.

Im zarten Alter von Zwanzig verschellte mich das Schicksal in die badische Landeshauptstadt Karlsruhe, in der mein Sprachapperat fast zehn Jahre Zeit hatte, sich mit dem dortigen Singsang (Badensisch) zu synchronisieren. Ein wenig, das behaupte ich, hört man mir das heute auch an – aber nur, wenn ich will.

Da ich mittlerweile (also, jetzt im Augenblick zwar nicht, aber generell schon) in Berlin wohne, bleibt natürlich abzuwarten, wie sich meine Dialekt-Einfärbung weiterentwickeln wird. Entweder ich spreche in zwei Jahren fließend Türkisch oder eben doch Schwäbisch. Oder ich falle dem Berliner Straßenslang anheim – vielleicht akzeptieren mich dann auch die Busfahrer und Brötchenbäcker als vollwertigen Menschen.

Aber für’s erste möchte ich heute eines klarstellen: Meine Muttersprache ist Hochdeutsch. Ich habe nie etwas anderes gelernt.
Und wäär’s nöd glaubt, isch ä bledi Chue.

 
 


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