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Meine Kanäle: Comedy & Cartoons / Reise-Abenteuer / Vlog-Schrott
8. August 2006 / 16:22

Ein Sack interessanter Sachen

Wenn man noch Kind ist, lernt man jeden Tag etwas Neues: Sprechen, laufen, alleine essen oder aufs Klo gehen. Dann kommen die ersten Freunde, man geht in die Schule und lernt noch viel mehr. Jeder Tag ist ein Abenteuer, und das bleibt auch so, bis man die Schule verlässt und sich zum Zivildienst oder Studium aufmacht.

Dann geniesst man die Freiheit, die Studentenzeit, die erste richtige Beziehung, den ersten Job und das eigene Geld.
Aber dann, irgendwann, ändert sich alles und das kommt schneller als man erwartet.
Dann wird es langsam weniger mit den neuen Dingen und man fängt an, sich kleine Aufgaben zu stellen, damit man nicht einschläft – so wie beim Autofahren auf einer langen, schnurgerade landstrasse: Man fängt an, Bäume zu zählen oder die Anzahl der türkis-farbenen Autos. Man hat plötzlich Hobbies, die grotesker nicht sein könnten, man kümmert sich um Pflanzen, seine Spielzeugeisenbahn, schreibt Blogs, entdeckt bizarre sexuelle Spiele, hält sich ein Haustier, oder, wenn man hetero ist, Kinder.
Und irgendwann hilft auch das nicht mehr, und man strebt nach mehr: Man wechselt den Job, die Stadt, den Partner oder den ganzen Freundeskreis. Andere, brechen von Zuhause aus und fangen woanders ein neues Leben an, in der Hoffnung, dort auf ein komplett neues Arsenal von Überraschungen zu treffen, oder einen Platz in der Welt zu finden, an dem einen nie wieder langweilig werden muss.
Manchen Leuten gelingt das sicher… aber anderen Leuten nie.

Manche Menschen fügen sich irgendwann, und meistens früher als später. Sie lernen damit zu leben, dass nicht jeden Tag ein neuer Sack interessanter Dinge in ihrem Vorgarten landet. Viele Leute werden ausgesprochen glücklich mit dieser Einstellung und sterben mit 79 oder später, heiter gelaunt an einem Hirnschlag. Andere erleiden den Verlust der eigenen Körperlichkeit über Jahre hinweg, ehe sie mit nicht einmal 60 Jahren einer schlimmen Krankheit erliegen. Und wieder andere sind nicht einmal 30 und erleben schon bewusst das Zerknittern des eigenen Gesicht, unscharfe Buchstaben in einem Buch oder die feinen dunklen Haare, die jeden morgen aufs Neue gesichtslose Nasen im Waschbecken bilden. Leute mit 20 bleiben dann im Türrahmen des Badezimmers stehen und lächeln milde, ob dieser obskuren Beobachtung.
Man lächelt dann zurück und fast schon überkommt einen dann Schadenfreude und das gute Gefühl der Sicherheit auf Bestätigung. Dann, in 10 Jahren.

Man stellt sich immer wieder kleine Aufgaben.

 
 


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